Geschichte

Die Geschichte der kleinen Halligkirche ist zugleich die Geschichte der großen Sturmfluten


Pastorat mit Priel auf alten schwarzweiß Foto

Die erste große „Mandränke“ 1362  

Hooge hatte ursprünglich eine aus der Friesenmission stammende Holzkirche. Sie ist in der großen „MANDRÄNKE“ des Jahres 1362 untergegangen. Damals ertranken  ca. 8000 Menschen und etwa 50 Kirchen wurden vernichtet. 

Die 1362 übriggebliebene Bevölkerung von Hooge gehörte von da an zum Kirchspiel „Alte Kirche“ PELLWORM, das damals nur durch einen schmalen Priel von Hooge getrennt war.

Die zweite „Mandränke“ 1634  

Eine weitere verheerende Sturmflut suchte im Jahr 1634die Westküste heim.  In dieser Flut sind von 9000 Menschen etwa 4600 ertrunken und die Insel Strand wurde auseinandergerissen. 18 von 24 Kirchen wurden zerstört . Aus den Trümmern holten sich die Hooger Baumaterial und Inventar für eine eigene Kirche, vor allem aus dem Ort Osterwohld. Damit bauten sie in den Jahren 1637-1642, mitten im 30-jährigen Krieg, ihre Kirche und statteten sie mit geschnitzten Gestühlwangen aus dem Jahr 1624, einer Kanzel aus der Werkstatt des Meisters Ringelin aus Flensburg und einem holzgeschnitzten Taufbecken aus, ebenfalls mit der Jahreszahl 1624 versehen.

 

18. Jahrhundert

Im 18. Jahrhundert fuhren viele Hallig-und Inselbewohner mit holländischen Schiffen auf Walfang. Aus dieser Zeit  stammt die Waltür an der Kanzel mit Walmutter und ihrem Jungen.  Im Hauptfeld der Tür ist ein Ehepaar, wohl die Stifter, zu sehen, ein Segenswunsch und die Jahreszahl 1743.

Aus dem 18. Jahrhundert stammen auch die Apostelbilder an der Orgelempore.

19. Jahrhundert

Eine Gedenktafel über der Südtür erinnert an die Flut des Jahres 1825, bei der eine meterhohe Brandung Hauswände zum Einsturz brachte und 24 Hooger ums Leben kamen. Die Hooger baten den damaligen Landesherrn, den dänischen König Frederik VI, um finanzielle Hilfe. Seine Majestät kam,wohnte im „Königspesel“ auf Hanswarft und sorgte für die Erhöhung der Warften,  sowie für die Instandsetzung der Kirche. Als Dank widmeten sie ihm die Gedenktafel und das kunstvolle Takelschiff, das bereits im Jahr 1806 während der napoleonischen Blockade von Hooger Jungmannen  gebaut wurde. Dem König zu Ehren wurde später der Namenszug  FREIDRIG. D.6  am Heck des Schiffes aufgetragen.

Nach der Flut  von 1825 soll auch die Christusfigur als Strandgut am Hooger Strand gefunden worden sein.  Sie ist das wohl älteste Kunstwerk unserer Kirche aus dem 16.Jh. und ist an der Südwand zu sehen.Glockenturm auf Kirchwarft

Östlich der Kirche, am Eingang des Friedhofes, steht der Glockenstuhl, aus vier mächtigen, hier gestrandeten Eichenpfählen; die Glocke wurde zwischen 1841 und 1848 gegossen und angeschafft.

Neben der Südtür ein Bild von Pastor Dr. KOCH, der um 1850 auf Hooge einen erfolgreichen Kampf gegen den Alkoholmissbrauch führte.

20. Jahrhundert

Das  FENSTERBILD an der Südseite wurde im Jahre 1911 von P.Etzdorf gestiftet und stellt Jesus als den Guten Hirten dar.

Das GLASFENSTER an der Nordseite, mit dem sinkenden und von Jesus geretteten Petrus, wurde vom Hamburger Kaufmann Bandik Feddersen im Jahre 1919 gestiftet.

Draußen vor der Südtür, inmitten der Grabsteine, steht ein schlichtes Holzkreuz mit der Aufschrift: „Es ist das Kreuz von Golgatha  Heimat für Heimatlose“. Die Jahreszahl 1916 / 17 erinnert an drei Matrosen der Kriegsmarine, die in der Skagerrak-Schlacht umgekommen sind und nach ihrem Weg durchs Wasser, hier begraben wurden.

Das  Altarbild aus dem Jahre 1857 (ursprünglich stand es in der Kirche zu  Klanxbüll) kam 1931 in die Hooger Kirche.  Bis dahin diente das Ölbild an der Nordseite als Altaraufsatz; es stellt einen Pelikan dar, der nach einer alten Sage seine Jungen mit seinem Blut nährt und so zum christlichen Sinnbild für den Opfertod Jesu wurde.

Die Orgel, gefertigt vom damaligen Orgelbaumeister Klaus Becker aus Kupfermühle bei Hamburg, wurde im Dezember 1959 eingebaut.

Die Farbgebung der Kirche (erstmals 1931, erneuert 1960) hat sich bewusst an die friesischen Farben Blau, Rot, Gelb und Gold gehalten und ähnelt damit der Ausmalung der friesischen Halligstuben von einst.

Eine Marke vor der Südtür kennzeichnet, wie hoch das Wasser der Sturmflut von 1962 in der Kirche stand.

Linker Hand von der Nordtür, oberhalb der Apostelbilder, hängt ein Gemälde von der Sturmflut 1976. Es ist einer Fotographie des damaligen Halligpastors Bernhard Speck nachempfunden.

Noch eine Besonderheit der Kirche: Der Boden unter dem Gestühl ist aus einem Sand-Muschelgemisch. Dadurch konnte das Wasser nach den Fluten schnell versickern. Allerdings musste es nicht mehr unter Beweis gestellt werden, seitdem die Kirchwarft Anfang der 90-ger Jahre einen schützenden Ringwall erhielt.